Sonntag, 29. Januar 2006

"Drogen" fürs Volk

Im Deutschlandfunk lief gerade ein interessanter Beitrag, der mich doch ein bisschen nachdenklich gemacht hat:

„Neue Pillen für den neuen Menschen“

„Neue Pillen treiben unser Gehirn zu Höchstleistungen. Sie machen schlau, aufmerksam, sozial kompetent, mindern das Schlafbedürfnis und steigern die Reaktionsfähigkeit. Ursprünglich für Kranke entwickelt, sollen in Zukunft auch Gesunde von den neuen Wundermedikamenten profitieren.“ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/462805/)

Nachdem die Schönheitschirurgie bereits zum Alltag gehört und uns die Medien tagtäglich erzählen wie unser „Äußeres“ auszusehen hat, geht es jetzt den „Miesmachern“ in unserer Gesellschaft an den Kragen. Eine neue „Modewelle“ schwappt aus Amerika zu uns herüber. Unsere „inneren Werte“ müssen geändert werden oder wie drückte sich ein Forscher in der Radiosendung aus: Was kann der Einzelne für den Gencocktail, den ihm seine Eltern hinterlassen haben? Die Pharmaindustrie hat ein neues Betätigungsfeld entdeckt: Lifestyledrogen ähhh… ich meine natürlich völlig harmlos Antidepressiva, die sowenig Nebenwirkungen haben, dass man sie täglich einnehmen kann.

Man stelle sich das einmal vor: Eine Welt voller vergnügter Menschen! „Hallo Mann Du bist aber gut drauf!“ „Aber klar doch hab gestern meinen Job verloren, meine Katze wurde vom Auto überfahren und die Regierung erhöht mal wieder die Mehrwertsteuer. Aber macht nichts hab heute zwei Pillen statt einer geschluckt.“ Wirklich eine tolle Vorstellung!
An die Konsequenzen dieses Tuns möchte ich gar nicht denken: Keine depressive Musik, keine melancholischen Liebeslieder, keine traurigen Gedichte mehr, nur noch Liebesfilme mit ‚Happy End’. Da muss ich doch glatt an einen der alten Romero-Streifen denken - wo die Zombies die Weltherrschaft übernehmen. Also ich möchte nicht auf meine „schlechte Laune“ verzichten und wem das nicht passt, der kann mich ja aufheitern oder mir aus dem Weg gehen.

Was kommt als nächstes? Urinkontrollen vor der nächsten Mathematikklausur oder kleine Muntermacher vor Schichtbeginn, damit Arbeitnehmer 48h am Stück am Fließband stehen können - für die 100h Woche? Transplantationen von Zweitgehirnen für Geistes- und Naturwissenschaftler??? Oder doch lieber Gendoping für Zweitklässler?

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